Bienengift

Fluch oder Segen?
Sehr unangenehm bis schmerzhaft würden wohl die meisten das erste Erleben eines Bienenstichs beschreiben. Ist man jedoch Imker und wird regelmäßig gestochen, gewöhnt  man sich an den Stich und der Körper entwickelt eine gewisse Immunität gegenüber des Gift-Cocktails unserer kleinen Schützlinge.
Das zur Verteidigung gedachte Gift setzt sich aus vielen verschiedenen Substanzen zusammen und ist dadurch sowohl wirksam als auch nützlich. Auf raffinierte Weise kann man den Bienen das Gift abnehmen ohne sie zum Verlust ihres Stechapparates zu nötigen. Dabei würde die Biene meist ihr Leben lassen.

Die Produktion des Bienengiftes

Das Gift-Produktionsorgan der Biene besteht aus zwei Drüsen. Die saure Giftdrüse, die das eigentliche Bienengift herstellt und die alkalische Giftdrüse, die lediglich die Gleitsubstanz für den Stachel herstellt. Beide Drüsen sind im Hinterleib zu finden.
Ab einem Alter von 3 Tagen produziert die Stockbiene nach und nach Gift. An ihrem 15. Lebenstag ist die Giftblase komplett gefüllt und stellt so bis zu 0,3mg der toxischen Substanz zur Verfügung. Die Giftproduktion hält bis zum 20. Lebenstag an. Somit wird die Giftblase nach einem Stechvorgang, bei dem die Biene nicht umkommt, wieder gefüllt werden.
Die Wächterbienen patrouillieren im Fluglochbereich und sind für die Sicherheit des Volkes zuständig. Sie sind wahrscheinlich die, die am meisten ihren Stachel gebrauchen müssen, stechen können jedoch alle Bienen. Naja, nicht alle…der männliche Teil des Volkes ist ohne Stachel auf die Welt gekommen und somit wehrlos. Hier darf man ohne schlechtes Gewissen fragen, wer das stärkere Geschlecht wäre…

Klicke HIER um die Anatomie der Biene und das Organ zur Giftproduktion unter Punkt 10 zu sehen.

Inhaltsstoffe

 

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Melittin

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Apamin

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weiter Peptide wie z.B. Serotonin

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Histamin

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Phospholipase A und weitere Enzyme

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Dopamin und Noradrenalin

die restlichen 16% sind Phospholipide, Aminosäuren, Mineralstoffe, Zucker,…

Ernte und Weiterverarbeitung

Für die Ernte des Bienengifts macht sich der Imker die natürlichen Abwehrreflexe der Bienen zu nutzen.
Ein unter Strom stehendes Drahtnetz wird über eine Glasplatte gespannt und vor dem Flugloch positioniert. Die Spannung wird natürlich soweit nach unten reguliert dass die Bienen nicht zu Schaden kommen, jedoch gereizt werden. Beim Landen der Bienen auf dem Netz, verursacht genau dieser elektrische Reiz einen Verteidigungsreflex in Form eines Stechvorgangs. Der Stachel kann jedoch nicht in die Glasplatte eindringen, so wird der Stechapparat der Biene geschont und das Gift spritzt lediglich auf die Glasplatte wo es dann antrocknet. Oft bereits nach einer Stunde haben sehr viele Bienen Ihr Gift abgegeben, produzieren selbiges nach und der Imker kann einen leicht gelblichen Film auf der platzierten Glasplatte finden.
Mit Hilfe einer Rasierklinge lässt sich dieser Film leicht ablösen und kann, falls nötig, nun gereinigt werden. Im Anschluss kann das Gift nun eingefroren oder gefriergetrocknet werden.
Dieses Produkt der Bienen zu ernten sollte jedoch nicht unbedingt in dicht bewohnten Gebieten vorgenommen werden. Weichen Sie eher auf etwas abgelegene Gegenden aus, da die Bienen dadurch natürlich recht aggressiv werden.

Nutzen für den Menschen

Als erstes weisen wir darauf hin, dass Bienengift kein Spielzeug ist und viele Menschen darauf allergisch reagieren.
Eine Überreaktion auf Bienengift kann jedoch gut therapiert werden. Unter ärztlicher Aufsicht werden über einen längeren Zeitraum kleinere Dosen des Giftes dem Patienten injiziert. Im Laufe der Therapie werden die Dosen erhöht bis man eine „normale“ Reaktion erreicht hat bzw., wie es bei Imkern oft vorkommt, eine gewisse Immunität erwirkt hat. Dieser Vorgang nennt sich Hypersensibilisierung.
Allgemein wird das Bienengift gerne als Rohstoff für pharmazeutische Produkte verwendet und erfreut sich auch an einem festen Platz in der Apitherapie.

Die vielen Inhaltsstoffe im Bienengift können wie folgt wirken:

  • schmerzlindernd
  • antirheumatisch
  • entzündungshemmend
  • reduziert Cholesterin
  • Förderung der Herztätigkeit
  • teilweise antibakteriell
  • teilweise strahlenschützend

Bienengift fällt unter das Arzneimittelgesetz!

Was tun wenn man gestochen wird?

Wem ist das noch nicht passiert? Man geht barfuß spazieren, oder nur mal kurz ohne Schuhe in den Garten und prompt verspürt man einen stechenden, brennenden Schmerz in der Fußsole. Man ist auf eine Biene getreten, die einen direkt gestochen hat. Da hat sich Mutter Natur doch glatt was einfallen lassen. Spitzwegerich, im westeuropäischen Raum sehr verbreitet, verhelfen einige Blätter, die man zwischen den Fingern zerreibt und den Saft auf den Stich gibt sehr schnell zu Linderung. Eine Schwellung wird gemildert und die Heilung beschleunigt. Wirkungsvolle Alternativen sind Zwiebelsaft, Propolistinktur oder eine Kompresse mit hochprozentigem Alkohol.
Wer nicht weis ob er allergisch ist, würde es recht schnell feststellen, denn bis ca. 30 Minuten nach dem Stich kommt es bei Allergikern zu Herz-Kreislaufstörungen und/oder schweren allergischen Reaktionen. Der gefürchtete und glücklicherweise seltene anaphylaktische Schock bleibt oft aus. Bei Kurzatmigkeit, Schwindel, Herzrasen, über die Norm gehende Schwellungen bitte unbedingt den Notarzt rufen. Die betroffene Person hinlegen und beruhigen und wenn möglich Wasser zu trinken geben. Den Stich wie oben beschrieben versorgen.
Ist in den ersten 30 Minuten jedoch nichts schlimmeres passiert – Glückwunsch – Sie sind nicht allergisch. Im Zweifelsfall suchen Sie bitte immer einen Arzt auf. Ein Bienenstich sollte auch noch Tage danach gut kontrolliert werden. Es könne auch bei Nicht-Allergikern Nachwirkungen wie z.B. ein Hautsausschlag (Nesselsucht) auftreten. Daraus kann ein Quincke-Ödem entstehen, was vor allem im Halsbereich gefährlich werden kann. Auch in diesem Fall ist ein Arzt zu konsultieren.

(Bild & Text ©Florian Grüner)