Geleé Royal

Königlich speisen

Auch Muttermilch der Bienen oder Weiselfuttersaft genannt, ist das Gelée Royal ein weiterer faszinierender Bestandteil des Bienenuniversums. Hier kann man wunderbar erkennen wieviel Einfluss die Ernährung auf die Entwicklung eines Lebewesens haben kann.
Eine Arbeiterinnenlarve ist mit einer Königinnenlarve genetisch völlig identisch. Zweit Unterschiede zur Brut von Arbeiterinnen lassen aus der Larve eine Königin werden. Das ist einer seits die Brutzelle und anderer seits die Nahrung. Während der Arbeiterin eine ganz reguläre Größe der Brutzelle genügt, bekommen die Königinnen eine weitaus größere Zelle zur Verfügung gestellt. In diese „Weiselzelle“ legt die alte Königin eine ganz normale Larve. Die Ammenbienen folgern nun aus der Größe der Brutzelle, dass sie diese Larve mit Gelée Royal füttern müssen und so eine neue Königin heranziehen werden.

Wie entsteht Gelée Royal und wie wird es im Bienenvolk verwendet?

Die Ammenbienen eines Volkes produzieren aus Pollen und Honig in den Futtersaftdrüsen (Hypopharynxdrüsen) sowie in den Mandibeldrüsen das Gelée Royal.
Die weiblichen Larven, die in den Weiselzellen liegen, werden von den Ammenbienen intensiv mit Gelée Royal gefüttert. Während die normalen Arbeiterinnen nur ca. 3,5 Tage in den Genuss dieser nahrhaften Spezialität kommen und die Drohnen gar nur 3 Tage, bekommt die Königinenlarve ausschließlich das Gelée Royal zu fressen und das bis zum Tage ihres Schlüpfens. Hierbei ist besonders bemerkenswert, dass die Königin lediglich eine Brutzeit von 16 Tagen hat, eine Arbeiterin dagegen nach 21 Tagen und Drohnen erst nach 24 Tagen das Licht der Welt erblicken. Des Weiteren könne Königinnen zwischen 3 und 6 Jahren alt werden wobei die anderen Bienenwesen bereits nach wenigen Wochen bis Monate das Ende ihres Lebensweges erreicht haben. Daran kann man gut erkennen welch eine Nährstoffbombe das Gelée Royal ist. Aber nicht dass man nun glaubt Arbeiterinnen und Drohnen müssen bis zum Schlüpfen hungern, nein! Sie werden fortan mit Honig und Pollen gefüttert.

Inhaltsstoffe

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Wasser

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Hochwertige Proteine und essentielle Aminosäuren

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Kohlehydrate (Zucker)

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Fette

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Mandibeldrüsen-sekret

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Zucker

Des Weitern findet reichhaltige Vorkommen an Vitaminen (Niacin, Biotin, Folsäure, Pantothensäure, Thiamin, Pyridoxin und Riboflavin), Sterine, Neopterin und Biopterin und weist einen pH-Wert von 3,4 – 4,5 auf.
Die Angaben sind jeweils ungefähre Maximalwerte, die genaue Zusammensetzung schwankt je nach Tracht und regionalen Besonderheiten.

Ernte und Weiterverarbeitung

Um ein Volk dazu zu motivieren mehr Gelée Royal zu produzieren müssen sie dafür eine Notwendigkeit sehen. Das erlangt man nur durch Entnahme der aktuellen Königin aus dem Volk. Sobald die Königin nicht mehr gefunden werden kann, beginnen die Arbeiterinnen mit dem vermehrten Bau von Weiselzellen. So entstehen 6 bis 10 vergrößerte Zellen die sich für die Aufzucht einer Königin eignen.
Für eine rentable Ernte ist dies jedoch zu wenig. Nun legt der Imker in so genannte Weiselnäpfchen je ein Ei oder eine frisch geschlüpfte Larve und lässt diese von den Arbeiterinnen mit Gelée Royal füllen. Sind genügend Jungbienen vorhanden ist das Maximum an Befüllung nach ca. 72 Stunden erreicht, was etwa 200-300mg pro Zelle entspricht. Hier muss der Imker jedoch recht schnell ernten, da sonst das nahrhafte Gut schnell wieder verbraucht wäre. Im Anschluss wird es ggf. gefiltert um Wachs- Pollen- und Larventeile auszusondern. Am Besten wird das Gelée Royal nun gefriergetrocknet oder mindestens tiefgefroren falls es nicht direkt verzehrt wird.
Insgesamt kann so aus einem Bienenvolk bis zu 300g Gelée Royal pro Jahr erwirtschaftet werden.
Hier ist jedoch Vorsicht geboten. Dieser Vorgang ist für das Volk natürlich sehr anstrengend. Wenn viel in die Aufzucht von vielen Königinnen investiert wird und nie eine schlüpft, kommen natürlich auch keine Jungbienen mehr nach. Wer also Gelée Royal über den normalen Eigenverzehr produzieren will, sollte sich mit dem Wesen seiner Bienen sehr, sehr gut auskennen um nicht Gefahr zu laufen seine Völker zu verlieren.

Nutzen für den Menschen

Dem Gelée Royal werden verschiedenste gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen, dazu gehören

  • Erhöhung der Teilungsrate und Vitalität der körpereigenen Zellen
  • Regulierung des Blutzuckerspiegels
  • Regulierung des Blutdrucks
  • wirkt hemmend auf Krebszellen
  • antimikrobiell
  • Laut Prof. J.H. Dussmann findet man große Mengen an Acetylcholin (Neurotransmitter) in Gelée Royal, was gegen Demenz wirken kann.

Die direkte Einnahme erfolgt für den Menschen sublingual, also unter der Zunge. Da die Magensäure viele der bioaktiven Stoffe zerstören würde ist besonders darauf zur achten, dass soviel als möglich über die Mundschleimhäute aufgenommen wird. Eine Dosierung von max. 200mg ist für einen Erwachsenen durchaus ausreichend.

Vor allem die Kosmetikindustrie verspricht eine „verjüngende Wirkung“ und reichert ihre Produkte mit dem Gelée an.
Leider verwenden viele aus Kostengründen nicht sehr hochwertige Produkte.
Es wurde sogar eine eigene ISO-Norm für Gelée Royal in zwei Varianten eingeführt (ISO=International Standard Organisation).

  • Typ1: Hochwertiges Gelée Royal aus rein natürlichen Rohstoffen wie Nektar, Pollen, Honigtau und Honig
  • Typ2: Gelée Royal geringerer Wertigkeit aus ergänzender Futterlösung und -teigen.

Bei der Vermarktung von Gelée Royal ist zu beachten dass es unter das Arzneimittelgesetz fällt, Hygiene und Rückstands-Höchstmengen-Verordnung, das Eichgesetz und die Los-Kennzeichnungsverordnung einzuhalten sind.

(Bild & Text ©Florian Grüner)