Grias eich mitanand,

beim letzten mal habt ihr erfahren wie meine Bienen zum Bienenstand und etwas später in die neuen Beuten gekommen sind.
Unter Anderem möchte ich euch heute nochmal etwas zu diesen neuen Beuten sagen. Grundsätzlich bin ich von den Vollholzbeuten eines großen deutschen Imkerbedarfhandels sehr begeistert. Sie sind gut verarbeitet, stabil und haben ein sehr wertiges Erscheinungsbild. Leider habe ich einen großen Mangel entdeckt.

Hier das Problem:
Die Böden, welche zu dem Magazinsystem gehören sind nicht nur am hinteren Ende, sondern auch auf der vorderen, sprich der Fluglochseite offen. Dies hatte bei mir den Effekt, dass manche Bienen das Flugloch gefunden haben, aber manche auch nicht. Diejenigen, die zuerst auf der Palette gelandete sind, haben den Stockgeruch durch den Gitterboden wahrgenommen und sind unter die Beute gekrabbelt. Hier versuchten sie durch den Gitterboden zu gelangen – vergebens. Die ganze Situation wahr allerdings von außen nicht zu sehen. So kam es, dass eine zweitägige Unwetterfront den „delogierten“ Bienen ordentlich zugesetzt hat und die Meisten das auch nicht überlebt haben. Ich bin am nächsten Tag zum Bienenstand gefahren und habe garantiert 100 tote Bienen um die Beute herum gefunden. Nach dem ersten Schock bin ich auf Ursachensuche gegangen. Die Bienen, die noch am Leben waren wurden teilweise von anderen gefüttert, blieben jedoch recht lethargisch. Ich habe die Zarge vom Boden genommen und folgendes vorgefunden:

Im ersten Bild sieht man die Fehlkonstruktion. Der Boden sieht vorne und hinten genau gleich aus. Er ist auf BEIDEN SEITEN (!) offen. Dass es hier zu Ver(w)irrungen kommt sollte mir eigentlich vorher klar gewesen sein. Das zweite Bild zeigt eine völlig erschöpfte Sammlerin die von einer anderen gepflegt wird. Das dritte Bild eröffnete sich mir nach der Abnahme der Zarge. Die Bienen haben sich zwischen Varroalade und Gitterboden verirrt und sind hier verhungert. Ich habe dann sofort den Akkuschrauber angeschmissen und habe den Boden verschlossen. Der vordere Bereich wurde von mir fix verschlossen, der hintere mit Kistenverschlüssen versehen, damit ich zur Varroakontrolle oder an besonders heißen Tagen den Boden wieder öffnen kann. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich eine Fluglochverengung dazu gemacht.

Mit dem Umbau hat sich – Gott sei Dank – alles wieder recht schnell normalisiert. Zwei Wochen später war das Volk sogar schon wieder so groß dass ich unter Anleitung meiner Imkerpatin einen Brutwabenableger machen konnte. Wir haben eine weitere Beute vorbereitet und zwei Waben aus dem ersten Volk entnommen. Zwei Honigwaben bilden die äußere Begrenzung. Diese habe ich, bienenfrei, von meiner Imkerpatin erhalten. Dazwischen werden zwei Brutwaben mit ansitzenden Bienen gehängt, eine mit verdeckelter Brut und eine mit offener Brut. Das hat folgenden Sinn: Aus der verdeckelten Brut schlüpfen neue Arbeiterinnen die das Volk stärken. Aus der offenen Brut kann eine neue Königin gezogen werden. Hier gilt es besonderes Augenmerk auf das Entwicklungsstadium der Brut zu werfen. Man sollte sich unbedingt merken wo auf der Wabe zum Zeitpunkt des Umhängens bereits Maden vorhanden waren und in welchem Entwicklungsstadium diese sind. Nachschaffungszellen, welche im Bereich der älteren Larven entstehen, sollten vor dem Schlupf der Königin unbedingt gebrochen werden. Jedoch nur unter der Voraussetzung dass im Bereich der jüngsten Maden ebenfalls Nachschaffungszellen gebaut wurden. Königinnen die aus Zellen schlüpfen, die erst im fortgeschrittenen Madenstadium zur Weiselzelle erkoren wurden, sind nicht ausreichend mit Gelée Royale gefüttert worden. Es werden zwar hier ebenso Königinnen schlüpfen, jedoch werden diese wesentlich schwächer und kleiner als jene sein, die vom jüngsten Larvenstadium ab bereits als Weisel behandelt wurden.
VORSICHT! Die Königin muss unbedingt im Altvolk verbleiben!! 
Hat man dies sichergestellt wird neben die vier Waben ein Trennschied gegeben und die Beute inkl. Flugloch verschlossen. Jetzt stellt man die Beute mehrere Stunden an einen kühlen von Wind, Wetter und Sonne geschützten Platz. Dabei ist darauf zu achten dass eine ausreichende Belüftung durch einen Gitterboden sichergestellt ist. Die Windel (Varroaschuber) sollte dafür entfernt werden. Ergänzend kann man etwas Wasser in die Beute sprühen um für die nächsten Stunden die Versorgung mit eben diesem zu gewährleisten.
Diese kurze Haft ist vor allem nötig, wenn der Ableger ganz in der Nähe des Altvolkes oder sogar daneben stehen soll. Gibt man den Ableger nicht in diese „Kellerhaft“, kann es passieren, dass die Bienen einfach in Ihre ursprüngliche Beute zurück fliegen. Stellt man den Ableger sowieso an einen neuen Standort, kann man auch gerne darauf verzichten, sollte aber eine buschigen Zweig für ein paar Stunden vor das Flugloch legen.
Man kann mit fortschreitender Zeit ein Brausen im Volk hören. Den Bienen wird Ihre Wesenlosigkeit immer mehr bewusst und sie gehen in den „Notmodus“. Am Abend kann das Volk dann an seinen vorgesehen Platz gestellt werden und das Flugloch wenige Zentimeter geöffnet werden. Ein zu offnes Flugloch könnte von dem noch recht schwachen Volk schlecht verteidigt werden.
Nach 9 Tagen können die Brutwaben auf Nachschaffungszellen kontrolliert werden. Hier nimmt man dann das vorher erwähnte Zellenbrechen vor. Sämtliche Brut sollte nun verdeckest sein. Weiter Nachschaffungszellen sind somit nicht möglich. Der Imker kann also hier sehr gezielt und kontrolliert eingreifen und selektieren.
In meinem Fall kam es durch einen Zufall allerdings nicht zur Bildung von Nachschaffungszellen. Wir haben den Ableger zufällig zum Zeitpunkt einer stillen Umweiselung gemacht. Dabei ist es passiert, dass wir ohne dass wir es bemerkten, die nachgezogene Jungkönigin mit in den neuen Ableger genommen haben. So hatte der Ableger keinen Bedarf einer neuen Königin. Das ältere Volk zieht sich nun eine weitere neue Königin heran und wir konnten dem manuellen Umwechseln im Herbst vorgreifen. Die „alte“ Königin von 2017 wäre zum Überwintern bereits zu schwach gewesen. Dies dürfte auch der Grund für die stille Umweiselung gewesen sein. Also haben wir die Altkönigin entnommen und ließen das Volk eine neue heranziehen.

Jetzt möchte ich noch kurz auf die Stockkarten eingehen. Wie ihr wahrscheinlich wisst, ist es sehr wichtig alle Geschehnisse in eurem Bienenvolk kurz und knapp zu dokumentieren um nachfolgenden Aufgaben besser organisieren und das Wohlbefinden und die Funktion eures Bienenvolkes kontrollieren zu können. Durch  meinen Freistand war für mich von Anfang an klar dass ich von den klassischen Stockkarten aus Papier Abstand nehmen möchte. Ich habe mich online etwas schlau gemacht und bin auf die App von „beeintouch“ gestoßen. Ein sehr umfangreiches, kostenloses System dass ich nur empfehlen kann. Die Stockkarte ist digital auf eurem Handy oder über die Webseite abruf- und aktualisierbar. Alle Android-Nutzer können auch sogenannte NFC-Chips verwenden um auf verschiedene Funktionen, wie Durchschau, Varroabehandlung- und Kontrolle, Fütterung etc. schnell und bequem zugreifen zu können. Apple-User sind hier auf die manuelle Eingabe bzw. die Verwendung von QR-Codes beschränkt. Sämtliche Abläufe wie z.B. die Durchschau können individuell angepasst werden. Die Einträge werden sogar mit relevanten Wetterdaten wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit automatisch ergänzt. Wer einen kleinen Betrag spenden möchte kann ebenso das umfangreiche Kalkulationstool und die Artikelverwaltung in einem brauchbaren Umfang verwenden. Das war allerdings noch lange nicht alles. Ein Blick lohnt sich. Hier die Webseite, die Android-App und die iOS-App.

Beim nächsten mal gehts um einen neuen Ableger und den damit verbundenen Rähmchenmaß-Wechsel, die erste Varroabehandlung und eine vermutete Weisellosigkeit.
Bis dahin
Euer Flo