Professor Dr. Bernhard Zimmer stellte die Bedeutung der Bestäubungsleistung von Bienen und Insekten heraus. tf© OVB
Obertaufkirchen – Die Ökomodell-Region Isental, der Imkerverein Stierberg und der Bienenzuchtverein Buchbach luden zum Vortrag „Landwirtschaft und Bienen“.
Der Gastraum der Brauereigaststätte Kammhuber-Hartinger war bis auf den letzten Platz besetzt. Alle Beteiligten kamen nach dem Vortrag auf einen Nenner: „Wir müssen noch stärker aufeinander zugehen und versuchen, wieder mehr Lebensräume für Bienen, Insekten, Vögel und Niederwild zu schaffen und diese auch zu erhalten“.
FH-Professor Dr. Bernhard Zimmer stellte die Wichtigkeit der Bestäubungsleistung aller Bienen und Insekten heraus. Es beginne bereits im häuslichen Garten: „Der Rasen wird einmal in der Woche gemäht, damit ja kein Gänseblümchen oder Löwenzahn erblühen kann und somit die Bienen und andere Insekten dort keine Nahrung finden.“
Im Herbst würden in den Gärten alle Gehölze zurückgeschnitten. „Somit fehlt den Insekten ein Unterschlupf zum überwintern.“ Ein oder zwei Quadratmeter unaufgeräumter Garten, totes Holz auf einem Haufen, das würde wesentlich mehr für die freilebenden Insekten bringen. Dazu solle man Löwenzahn und Disteln erblühen lassen. „Dann finden die Insekten wieder mehr Nahrung in der Natur.“
Zudem könnten auch die Gemeinden einiges für die Insekten tun, „Kreisverkehre mit Blühmischungen ausstatten und weniger Flächen mähen.“ In ihrem Vortag stellte die Bio-Imkerin Margot Erber die Bestäubungsleistungen der Insekten und aller Bienenarten weltweit vor. „In den letzten 27 Jahren sind in Deutschland die Insekten und auch die Bienen um rund 75 Prozent zurückgegangen!“ Sechs bis siebenmal würden im Jahr die Wiesen abgemäht. „Und zudem wird noch eine Vielzahl von Spritzmitteln ausgebracht, die Insekten auf Feldern und Wiesen töten.“
Von der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Mühldorf zeigte Matthias Nirschl die Fördermöglichkeiten zum bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm: „Nicht nur die Insekten leiden, auch das Niederwild, Vögel und vieles mehr, weil keine Hecken mehr auf den Feldern vorhanden sind.“ Zudem zeigte er auch auf, dass sich die Natur wieder erholen kann, wenn sie einige Jahre unberührt gelassen werde. „Wir geben gerne Auskunft über die Bezuschussung von Grünland und Heckenbepflanzung“, versicherte er. Bienensachverständige Maria Lohmeier berichtete über die Auswirkungen von Trachtlücken, und was jeder einzelne und auch die Landwirtschaft, dagegen tun könne. Landwirte könnten auf ihren Feldern neben dem Mais auch die „Silphie“ anpflanzen. Zum einen würde die monotone Maislandschaft durch die gelb blühende Silphie aufgelockert und zum anderen würde von Juni bis August eine Trachtlücke geschlossen. „Nicht nur die Landwirte sind hierbei gefordert, auch alle Gartenbesitzer.“ Auch eine Balkonbepflanzung mit Blühmischungen trage bei für mehr Nahrungsangebote für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. „Jeder kann und sollte etwas tun, möchte man eine intakte Landschaft und Tierwelt erhalten“.
Ein Besucher wollte von Landrat Georg Huber wissen: „Warum dürfen Landwirte ihren Mais bis an den Straßenrand pflanzen und so Autofahrer in der freien Sicht beeinträchtigen?“ Landrat Huber stellte fest, dass der Landwirt bei einem Unfall die Konsequenzen tragen müsse. „Das Landratsamt kann da keine Vorschriften machen.“ Ein weiterer Besucher stellte fest: „Die größte Schande ist, dass jährlich tonnenweise Lebensmittel vernichtet oder weggeworfen werden und fast die Hälfte der Weltbevölkerung hungert.“ Er forderte die Regierung auf, dass an den Schulen bei den Pausen wieder Milch statt Cola, Brezen und Semmeln statt Süßigkeiten verkauft werden sollten und nahm dabei auch die Eltern in die Pflicht.
Zum Schluss stellte Professor Zimmer fest, dass es für die Natur und die Insekten in Deutschland nicht mehr fünf vor zwölf, sondern schon halb eins sei. „Deshalb ist jetzt Handeln verlangt und nicht nur reden!“ tf
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