Nachfolgend der Bericht zur Informationsveranstaltung Energiepflanze Durchwachsene Silphie des Imkervereins Stierberg „Informations von Toni Friedrich aus dem Mühldorfer Anzeiger vom 06.12.2017:
Stierberg / Obertaufkirchen – Mit diesem Interesse an dieser Veranstaltung über die Pflanze Silphie hat von der Vorstandschaft des Imkervereins Stierberg keiner gerechnet. Bis auf dem allerletzten Platz war der Saal des Gasthauses Wörthmüller in Hofgiebing besetzt und dies lag auch an den beiden Referenten des Abends, FH-Professor Dr. Bernhard Zimmer, vom Bayerischen Institut für nachhaltige Entwicklung und dem Entwickler der Donau Silphie, Ralf Brodmann, die in einer PowerPoint Präsentation über die Vorteile der Silphie rund zwei Stunden referierten. Erfreulich zeigte sich Vorsitzender Andreas Lentner darüber, dass nicht nur Biogaslandwirte anwesend waren, sondern auch sehr viele herkömmliche Landwirte, Imker, Jäger und zuständige Personen die für den Gewässerschutz zu diesen Vorträgen kamen, sondern sich auch sehr viele Ehrengäste, wie Bürgermeister aus den Nachbargemeinden eingefunden hatten. Lentner stellte hierbei auch fest, dass die Landschaft von den Monokulturen wegkommen soll und wieder blühender und bunter werden muss. Zu Beginn der Vorträge ging die Bienensachverständige Maria Lohmeier nur sehr kurz auf die Silphie ein und stellte fest, dass sie zusammen mit ihrem Vater, er ist Landwirt, in der Nähe von Loh, auf einem Hektar großen Feld im Frühjahr zusammen mit Mais Silphie angebaut hat. Nicht nur der Mensch, sondern auch die Bienen und alle bestäubenden Insekten sind auf eine blühende Natur angewiesen, wobei die Insekten, nicht nur die Bienen mit dem Blütennektar und den Pollen ihren Nachwuchs ernähren. FH-Professor Dr. Bernhard Zimmer stellte in den Mittelpunkt seines Referates, dass die Silphie eine sehr gute Alternative zum Mais ist. Fast 90 Prozent der weltweit blühenden Pflanzen sind auf eine Bestäubung der Insekten angewiesen. Die Bestäubungsleistung kann durch nichts ersetzt werden und deshalb schließt er sich dem Zitat von Albert Schweitzer an: „Wenn die Biene stirbt, stirbt vier Jahre später auch der Mensch“. Dort wo die Biene ist, ist auch die Gesundheit, stellte Professor Zimmer fest, und die Bestäubungsleistung aller Insekten kann weltweit durch nichts nicht ersetzt werden. Es gibt in Deutschland über 560 Wildbienenarten und neben den Monokulturen haben diese und auch die anderen Insekten ein großes Problem, sie finden keinen Brutraum. Dabei bräuchten diese Insekten in den Gärten abgestorbenes Holz, doch dieser wird im Herbst „blank geputzt“ und somit finden sie keinen Platz ihre Brut abzulegen. Ein weiteres großes Problem sind die Spritzmittel und dies wirkte sich in den letzten 25 Jahren erheblich auf die Natur aus. Rund 75 Prozent der Insekten sind seitdem weltweit spurlos verschwunden. Professor Zimmer nannte dabei ein Beispiel, wenn man in früheren Jahren im Sommer mit dem Auto gefahren ist, dann musste man nach mindestens 100 Kilometer die Scheibe reinigen, damit man wieder frei Sicht hatte. Heute muss man im Höchstfall einmal in 14 Tagen die Scheibe reinigen. Einen weiteren Vorteil hat die Silphie gegenüber dem Mais, Wildschweine meiden diese Felder, denn dort gibt es keine Körner zu holen. Er legte den Landwirten ans Herz, dass sie zehn Prozent weniger Mais ansäen und dies mit Silphie ausgleichen sollten, dies wäre ein kleiner Anfang für blühende Landschaften und zur Unterstützung zum Überleben der noch vorhandenen Insekten.
Ralf Brodmann, vom Beruf selbst Landwirt, bewirtschaftet in Baden-Württemberg zusammen mit seinem Bruder einen Hof und hat dort erstmals im Jahr 2012 auf einem Feld die Silphie angebaut. Der Beginn war überaus sehr holprig, denn in Deutschland wusste man, von der Pflanze die aus Nordamerika stammt, sehr wenig. Er stellte bei seinem Referat die Vorteile der Pflanze heraus. Das Feinwurzelsystem mit einer Länge von 150 bis 200 Zentimeter sorgt für die optimale Wasserversorgung der 3,50 Meter hohen Pflanze und macht sich auch die tiefliegenden Nährstoffe, sowie die komplette Aufnahme von Nitrat, nutzbar. Daher ist die Silphie auch zur Sanierungen von Wasserschutzgebieten bestens geeignet. Die Pflanze hat keine hohen Ansprüche an den Boden im Gegenteil, sie bildet im Jahr auf dem Hektar zwischen sechs und acht Tonnen Humus. Dadurch wird die Boden Flora wieder wesentlich verbessert und Regenwürmer und Kleinstlebewesen können wieder wachsen und gedeihen und die Erde auflockern. Einmal Gülle im Jahr reicht vollkommen aus und weitere Dünge- und Spritzmittel werden nicht mehr benötigt. Seit dem Jahr 2012 betreibt er zusammen mit seinem Bruder eine Biogasanlage die mittlerweile eine Auslastung von zwei Megawatt hat, die ins örtliche Stromnetz eingespeist werden wie auch die Gaseinspeisung. Einmal ausgesät ist Silphie eine Dauerkultur und ist derzeit bis zu 20 Jahre nutzbar. Nur im ersten Jahr der Aussaat ist die Silphie beim Mais als Untersaat und somit kann dies ohne Ertragsausfall überbrückt werden. Im Jahr 2015 gab es bundesweit rund 80 Hektar angebaute Silphie, im Jahr 2017 waren es bereits 1100 Hektar und für 2018 sind bereits Vorbestellungen eingegangen. Ein weiterer Pluspunkt für die Silphie ist, dass dort Niederwild, Hase, Rebhuhn, Fasan und vieles mehr wieder geschützte Plätze finden, die auch für ihren Nachwuchs überlebenswichtig sind. Auch Rehkitze finden dort sicheren Schutz. Brodmann stellte abschließend fest, dass er und sein Team für die Aussaat vor Ort zuständig ist, den Landwirt im ersten Jahr begleiten und er erst bezahlen muss, wenn er zufrieden ist. Für das Abernten der Silphie braucht der Landwirt keine weiteren landwirtschaftlichen Geräte, mit ein paar Handgriffen können die bereits vorhandenen Erntegeräte umgebaut werden. Über 20 Wortmeldungen, von Landwirten, Jägern aber auch von den Mitarbeitern des Gewässerschutzes gab es im Anschluss daran und alle konnte Ralf Brodmann zur vollsten Zufriedenheit beantworten. Einige Landwirte sind fest entschlossen im nächsten Frühjahr erste Felder mit der Durchwachsenen Silphie anzubauen. tf
(https://www.ovb-online.de/muehldorf/eine-alternative-mais-9424985.html)